November 24, 2024

9. Der Alexandrinische Krieg, Kleopatra und Caesars Kämpfe in Kleinasien, Afrika und Spanien.


Caesar weilte ab dem 4.10.48 in Ägypten und traf dort eine komplizierte, unübersichtliche politische Lage an. Ptolemaios XII., der Oboebläser, hatte bei seinem Tod drei Jahre zuvor testamentarisch verfügt, dass sein Sohn Ptolemaios XIII. und die acht Jahre ältere Schwester Kleopatra das Land gemeinsam regieren sollten, und verfügte dazu die Heirat der Geschwister (was in ägyptischen Herrscherhäusern üblich war). Die beiden waren allerdings hoffnungslos zerstritten, und so verließ Kleopatra Ägypten, um in Syrien eine Armee gegen ihren Bruder aufzustellen. Dieser herrschte derweil unangefochten in Ägypten und Alexandria durch seine Ratgeber. Sein Hofeunuch Potheinos verfolgte gemeinsam mit dem General Achillas die Absicht, mit der Ermordung des Pompeius die Gunst Caesars zu erringen. Sie hofften, dass dieser daraufhin bald wieder abreisen würde. Tatsächlich hatte Caesars wohl keinen längeren Aufenthalt geplant, wurde aber durch widrige Winde im Hafen von Alexandria festgehalten.

Warum er sich in den Alexandrinischen Krieg stürzte, ist unbekannt. Caesar konnte offenbar nicht einfach stillhalten und trieb erst mal eine gewaltige Geldsumme ein, die ihm das Herrscherhaus der Ptolemäer aus der Zeit des Oboebläsers „Auletes“ in Rom schuldete (10 Millionen Denare). Darüber hinaus glaubte Caesar auch, in die Thronwirren regelnd eingreifen zu müssen und bot sich ungefragt als Vermittler an, wobei er wohl darauf spekulierte, seine Machtbasis in Ägypten erheblich verbessern zu können.

Solche Angebote lehnte Potheinos dankend ab und es kam zu erheblichen Unruhen in der Stadt gegen den unbeliebten römischen Konsul. Dessen 4.000 Soldaten konnten nur mit Mühe den Palastbereich gegen die aufgebrachte Menge halten. Eine Armee von 20.000 Mann unter Achillas hielt Pelusion (nahe Port Said) gegen Kleopatras Armee. Doch die couragierte ägyptische Prinzessin stand Caesar in punkto Einfallsreichtum nicht nach. Sie ließ sich, nur von einem Diener begleitet, nach Alexandria schmuggeln und in einem Bettsack versteckt zu Caesar bringen. Caesar traf auf eine mutige, entschlossene und hochintelligente junge Herrscherin, die ihn für ihre Sache gewinnen wollte. Sie muss Caesar schwer beeindruckt haben. Der mittlerweile dreiundfünfzigjährige ließ sich mit der einundzwanzigjährigen ambitionierten Ägypterin ein und verbrachte die Nacht mit ihr. Zusammen mit der ganzen ruhmlosen alexandrinischen Episode brachte ihm diese Romanze nur wenig Sympathie in Rom ein, wo man sein Verhältnis zu der Ägypterin verachtete und seinen Krieg verurteilte. Dennoch hielt die Ägypterin Caesar derartig in Atem, dass er neun Monate keinen Brief mehr nach Rom schickte, wo seine Popularität allerdings nicht allzu sehr litt. Es trafen offenbar zwei Menschen aufeinander, die ideal zueinander passten. Beide waren sie nach absoluter Macht strebende Strategen, für die der Zweck die Mittel heiligte. Beide wollten durch den anderen ihre Ziele erreichen (Kleopatra die Herrschaft über Ägypten und Caesar die Herrschaft Roms in dem fruchtbaren Land), dennoch verband sie auch eine kurze, leidenschaftliche Beziehung. Später holte Caesar Kleopatra sogar nach Rom, wo sie den von ihr jüngst geborenen Sohn als seinen Sohn, Caesarion, vorstellte. Caesar erkannte das Kind tatsächlich als seinen Sohn an – Augustus musste den julianischen Spross, der ihm von Geburt her zur Konkurrenz hätte werden können, beseitigen lassen, später mehr dazu.

Caesars Vermittlungsversuch schienen zuerst erfolgreich zu sein, vor der Volksversammlung wurde beschlossen, dass Ptolemaios XIII. und Kleopatra die gleichberechtigten Herrscher von Ägypten waren. Um die aggressive Stimmung abzumildern, übertrug Caesar den beiden jüngeren Kindern des Auletes, Arsinoe und ihrem Bruder, die Herrschaft über das 58 von Rom annektierte Zypern. Der Frieden hielt jedoch kaum einige Stunden, denn der enttäuschte Potheinos versuchte schon auf dem Festgelage, Caesar zu vergiften. Als dies misslang, rief er den Achillas mit seinen 20.000 Soldaten nach Alexandria, um gegen Caesar militärisch vorzugehen.

Caesar verschanzte sich im Königspalast und brachte Ptolemaios XIII. und Potheinos in seine Gewalt. Die fünffach überlegene Armee des Gegners konnte er allerdings nicht angreifen, sondern hielt hart bedrängt die Stellung. Damit Achillas die ägyptische Flotte nicht auch noch in seine Hand bekam, ließ Caesar diese in Brand stecken (11.11.). Der Brand weitete sich aus und erfasste die berühmte Große Bibliothek von Alexandria, die mitsamt ihren 400.000 Büchern und Schriften in Flammen aufging. Unglaubliches Wissen ging verloren, und vielleicht hat Caesar damit sein größtes Verbrechen begangen. Ein Trupp von Caesars Männern konnte die Landspitze von Pharos samt dem berühmten Leuchtturm besetzen. Dennoch verschärfte sich die Lage für ihn zunehmend..

Am 17.11. ließ Caesar den intriganten Eunuchen Potheinos wegen Hochverrates hinrichten. Kurze Zeit später gelang der jüngeren Schwester Kleopatras, der Arsinoe, gemeinsam mit ihrem Kämmerer Ganymedes die Flucht aus dem Palast. Sie stieß zu den Truppen des Achillas, ließ diesen kurzerhand ermorden und übertrug das Kommando Ganymedes.

Die Fronten verhärtete sich, bis im Februar 47 eine römische Legion aus der Provinz Asia zu Caesar stieß. Als Caesar versuchte, einen Damm freizukämpfen, der die Pharos-Insel mit der Stadt verband, musste er eine schwere Niederlage hinnehmen. Er musste schwimmend zu den Schiffen zurückkehren und wurde von seinen Männern triefend aus dem Wasser gezogen, 400 seiner Soldaten waren gefallen. Den purpurnen Feldherrenmantel hatten die Ägypter aus dem Wasser fischen können und verspotteten den Römer damit.

Das Lachen würde ihnen allerdings bald vergehen, denn aus dem Osten rückte Mithridates von Pergamon an, ein Regionalfürst von Roms Gnaden, um den Feldherren zu entsetzen. Caesar entließ nun den immer noch gefangenen Ptolemaios, für den er nun keine Verwendung mehr hatte. Außerdem konnte er seine Gegner ein wenig in Sicherheit wiegen, bis Mithridates anrückte.

Dieser traf im März in Ägypten ein und bewahrte den römischen Konsul vor einer Niederlage gegen die Übermacht der Ägypter. Mithridates überrollte Pelusion und lagerte dann vor Alexandria. Caesar gab den Palastbereich und die eroberte Pharos-Insel auf und vereinigte sich mit dem Herrscher von Pergamon. Gemeinsam siegten sie am 27.3. gegen das ägyptische Heer am Nil. Caesar nahm das widerspenstige Alexandria ein, Ptolemaios ertrank auf der Flucht.

Caesar hatte nun endlich die totale Kontrolle über Ägypten. Trotz der schwelenden Konflikte in allen anderen Reichsteilen, bei denen seine Anhänger gegen die verbliebenen Pompeianer nur Teilerfolge erzielen konnten, blieb Caesar in Ägypten, wo er seine Geliebte, die Kleopatra, als Herrscherin unter römischem oder vielmehr seinem Protektorat einsetzte. Es gab nun eine der wenigen und kurzen Ruhephasen in Caesars Leben, denn trotz der immer noch gefährlichen Lage gönnte er sich eine Auszeit. Gemeinsam mit Kleopatra unternahm er eine dreimonatige Nilreise mit vierhundert Schiffen, die ihm in Rom wieder einmal übelste Nachrede und bei seinen Gegnern tiefste Verachtung einbrachte. Caesar genoss die Zeit derartig, dass er immer noch keinen Brief nach Rom schickte und das Geschehen sozusagen ignorierte.

Gegen Ende Juni kehrte Caesar zur seiner gewohnt regen Geschäftigkeit zurück und brach von Alexandria nach Syrien auf. Am 23.6. wurde sein Sohn Ptolemaios Caesar geboren (vielleicht vertrieb dies und die Angst vor der Verantwortung Caesar aus Ägypten, womit er nicht der Erste und erst recht nicht der letzte gewesen wäre). Sein Sohn, der unglückliche Kaisarion, wie ihn die Ägypter nannten, wurde Mitregent Kleopatras (Ptolemaios XV.), von Antonius als Sohn Caesars anerkannt und von Caesars Adoptivsohn und Nachfolger Oktavian im Jahre 30 ermordet. Gerüchte, Antonius sei der wahre Vater des Kindes gewesen, werden in der neueren Forschung bezweifelt, seine Abkunft von Caesar scheint sicher zu sein.

Der Konsul befand sich nun in Syrien, wo er die Klientelfürsten belohnte, die den Mithridates bei seinem Hilfsfeldzug für Caesar unterstützt hatten. In Rom stand nach dem Tod des Pompeius seinem Aufstieg nichts mehr im Wege: Caesar wurde gestattet, allein über Krieg und Frieden zu entscheiden, er hatte das Recht, das Konsulat auf fünf Jahre zu bekleiden, er erhielt einen Tribunatssitz und die Rechte eines Tribuns auf Lebenszeit, über die Vergabe prätorianische Provinzen entschied nun Caesar und nicht mehr das Los, die Magistratswahlen, außer den plebejischen Magistraturen, wurden bis zu Caesars Ankunft verschoben. Eine solche Machtfülle hatte in der Römischen Republik noch nie ein Mann erhalten, und die war damit quasi abgeschafft.

In der Hauptstadt selbst war Caesars Vertrauter, sein magister equitum Antonius, als Regent eingesetzt worden. Dennoch herrschten in der Hauptstadt einmal mehr Mord und Totschlag. Bewaffnete Banden unter Milo und Dolabella verwüsteten die Stadt und Antonius musste ihnen gewaltsam Einhalt gebieten. Ansonsten regierte Antonius sehr unglücklich und verprellte einige seiner Anhänger.

Caesar zog weiter nach Kleinasien, wo er weiterhin diejenigen belohnte, die zu ihm gestanden hatten, und Pompeius‘ Anhänger mit schweren Kriegsentschädigungen belegte. Mittlerweile hatte sich Pharnakes, der Sohn des Mithridates VI. Eupator von Pontos, der seinerseits schon drei Kriege gegen Rom geführt hatte, dazu entschlossen, die Großmachtträume des Vaters doch noch wahr zu machen. Während Caesar in die alexandrinischen Wirren verwickelt war, stürmte Pharnakes aus seinem Bosporianischen Reich nach Kleinasien und verwüstete Pontos, Bithynien und andere Länder, wobei unvorstellbare Grausamkeiten begangen wurden.

Caesar stand allerdings bereits in Asien und zog dem Eroberer rasch entgegen. Pharnakes bot Verhandlungen an, die Caesar jedoch aufgrund der Grausamkeiten, die das Heer des Pharnakes begangen hatte, ablehnte. Bei Zela musste Pharnakes Caesar erwarten, denn den Rückzug verlegten ihm Rebellen aus dem eigenen Reich. Caesar stellte ihn hier und der unerfahrene König griff die römischen Legionen bergauf an. Nach vierstündigem hemmungslosen Gemetzel stand der Sieg der Römer fest, Pharnakes floh und wurde später von den Rebellen erschlagen. Caesar meldete knapp:

„veni, vidi, vici.“


Kurz und trocken meldete Caesar seinen Sieg nach Rom.
Eilig reiste Caesar nun nach Rom zurück, ließ es sich aber nicht nehmen, jedes einzelne asiatische Fürstentum, das er besuchte, neu zu ordnen oder zu reorganisieren. Anfang Oktober traf Caesar in Rom, wo er seit dem Gallischen Krieg nicht länger als drei Monate verweilt hatte, ein. Schon im September war er zum Diktator ernannt worden. Antonius, der eigenmächtig blutige Proskriptionen durchgeführt hatte und nicht fähig war, mit diplomatischem Geschick zwischen Senat und Volk zu vermitteln, wurde von Caesar abgesetzt. Das für ihn vorgesehene Konsulat 46 wurde an Aemilius Lepidus vergeben, der als seinen Mitkonsul sogleich Caesar selbst bestellte. Die erhofften Sozialreformen wie radikaler Schuldenerlass und Mietnachlass verwirklichte Caesar aber immer noch nicht, obwohl er dadurch heftige Unruhen in Rom provozierte. Wieder verzichtete er darauf, um das ökonomische System aufrechtzuerhalten. Dabei wies er zu Recht darauf hin, dass er selbst bei einem Schuldenerlass am meisten profitieren würde, denn er war schließlich einer der höchst verschuldeten Männer Roms.

Caesar musste sich aber nun dem größten Problem zuwenden, den letzten Pompeianern. Die verbliebene Creme der Optimaten und Pompeianer hatte sich mittlerweile in der reichen Provinz Afrika festgesetzt. Zu diesem illustren Kreis zählten unter anderem Cato, Metellus Scipio und die beiden Söhne des Pompeius, Cornelius und Sextus, außerdem die begabten Heerführer Petreius und Afranius, ebenso wie Labienus, Caesars ehemaliger Kampfgefährte in Gallien. Unterstützt wurden diese Verbände vom Numidierkönig Iuba, der schon den Curio mit seinen Legionen auf dem Gewissen hatte. Insgesamt standen den Pompeianern ca. 13 Legionen zur Verfügung. Zwar gab es anfangs Streit um den Oberbefehl, aber nachdem Cato eingegriffen hatte, stand fest, dass Metellus Scipio das Kommando erhalten würde.

Caesar gab seinen Legionen den Marschbefehl. Zwei dieser Legionen, die im reichen Kampanien auf ihre Abmusterung gewartet hatten, meuterten. Sie waren mit Caesar aus Gallien aufgebrochen und in Rekordtempo nach Spanien und Griechenland gezogen. Teile von ihnen waren in Alexandria gewesen und die meisten hatten bei Zela gekämpft. Nun erhofften die Soldaten die versprochenen Belohnungen. Caesar ließ die Soldaten nach Rom ziehen, wo er ihnen persönlich entgegentrat, nur von einigen Vertrauten begleitet. Ruhig hörte er sich ihre Vorwürfe und Forderungen an und sagte ihnen dann ultimativ, er würde ihnen alle Wünsche erfüllen, aber erst, wenn er mit anderen Truppen in Afrika gewesen sei und dort einen weiteren glanzvollen Sieg erfochten hätte. Er verstand es hervorragend, seine Persönlichkeit und sein psychologisches Geschick auszuspielen. Die Soldaten ließen sich überzeugen und zogen nun doch mit ihm in den Krieg. Doch Caesar sorgte dafür, dass die Rädelsführer bei Himmelfahrtkommandos eingesetzt wurden.

Der amtierende Diktator und zukünftige Konsul agierte nun außerordentlich rasch. Unverzüglich brach er auf und landete mit nur wenigen Soldaten im afrikanischen Hadrumentum (Sousse). Die stark befestigte Stadt konnte er mit seinen schwachen Verbänden nicht einnehmen, doch fand er eine Basis im kleineren Leptis Minor. Die Pompeianer konnten keine Vorteile aus der bedenklichen Situation Caesars ziehen, da man keine Entscheidungsschlacht riskieren wollte, beide Seiten begnügten sich mit einem abwartenden Stellungskrieg. Am 3./4. Januar 46 trafen die durch Mittelmeerstürme voneinander getrennten restlichen Truppen Caesars ein. Sogleich unternahm er einen Vorstoß ins Landesinnere, wurde aber von den Reitertruppen des Labienus überfallen und musste eine Schlappe hinnehmen. Daraufhin zog er sich zurück und die beiden Armeen belauerten sich gegenseitig. Immer wieder kam es zu Scharmützeln und Gefechten, bei denen keine der beiden Seiten entscheidende Erfolge erringen konnte. Doch vor allem den Pompeianern lief die Zeit davon und die Versorgungslage des anfangs hoffnungslos unterlegenen Caesars verbesserte sich zusehends. Obwohl König Iuba, nachdem er eine Rebellion im eigenen Lande beseitigt hatte, mit drei Legionen zu Metellus Scipio stoßen konnte, wurde auch Caesar zwischen Januar und April durch mehrere Legionen verstärkt.

Endlich stark genug, wagte Caesar am 4.4.46 eine Belagerung des pompeianischen Versorgungsstützpunktes Thapsus (südl. Hadrumentum). Nun musste Scipio seine Hinhaltetaktik aufgeben und die Entscheidungsschlacht suchen. Dabei verloren beide: Scipio sein Heer und Caesar die Kontrolle über die Disziplin seiner Soldaten. Die in den pompeianischen Reihen kämpfenden Kriegselefanten König Iubas wendeten plötzlich und durchbrachen die eigenen Reihen, wobei sie heillose Verwirrung stifteten. Die Veteranen Caesars stürzten sich, ohne auf die Befehle zu achten, mitten in die Schlacht und richteten ein gewaltiges Gemetzel unter den Pompeianern an. Selbst ihre eigenen Offiziere waren von der Wut der langjährigen Veteranen, die sich wohl aufgrund der verhinderten Meuterei nun entlud, nicht sicher. Die Schlacht von Thapsus am 6.4. brachte Caesars Soldaten, weniger dem Feldherren selbst, einen gewaltigen Sieg. Die sonst übliche Milde gab es allerdings nicht: 10.000 Pompeianer, die sich ergeben wollten, wurden niedergemacht.

Caesar hatte nun Oberwasser und zog gegen die Hauptstadt der Republikaner in Afrika, nämlich Utica (bei Biserta, Tunesien), die immer noch von Cato gehalten wurde. Der rief zum Widerstand auf, musste jedoch feststellen, dass sich die ortsansässige Oberschicht und die reichen Händler lieber mit Caesar arrangieren wollten, auf seine Milde vertrauend. Cato verfluchte die Verräter und beging Selbstmord. Er sah in seinem Entschluss seinen letzten Sieg über Caesar, der, wenn er seinen größten Feind in seine Gewalt bekommen und begnadigen könnte, in der Lage wäre, jeden republikanisch-optimatisch-pompeianischen Widerstand zu brechen. Auch der Metellus Scipio fand den Tod, ebenso wie Afranius und Faustus Sulla. Petreius erschlug Iuba in einem von beiden beschlossenen ehrenvollen Zweikampf, woraufhin er sich seinerseits von einem Sklaven töten ließ. Entkommen konnten nur die Söhne des Pompeius, Cornelius und Sextus, und Labienus. Sie flohen nach Spanien, wo sie sofort wieder eine Armee gegen Caesar mobilisierten.

Dieser reiste am 13.6. aus Utica ab und begab sich über Sardinien nach Rom, wo er vom 25.7. bis zum November 46 verweilte. Wieder lehnte er einschneidende Sozialreformen ab, was seine Kientel in Rom zwar enttäuschte, grundsätzlich aber Stabilität garantierte. Auch zu den gefürchteten Proskription ließ sich Caesar, anders als Sulla, Marius oder Cinna, nicht hinreißen. Ebenso lehnte er Forderungen nach einer Restaurierung der alten Republik ab. Lieber blieb er selbst am Steuer. Ende September feierte Rom einen Triumph und ein vierzigtägiges Dankesfest zu Ehren von Caesars Siegen in Gallien, Ägypten, Kleinasien und Afrika, ausgenommen den Sieg von Pharsalos. Dennoch, Anfang November reiste Caesar sofort nach Spanien ab, ohne sein Recht, Prätoren und Quästoren einzusetzen, selbst wahrzunehmen. Dafür setzte er kurzerhand Präfekten ein. In Spanien erwartete ihn zwar die Aufgabe, den letzten Widerstandes der Pompeianer zu brechen und duldete keinen Aufschub, es fällt jedoch auf, dass Caesar Rom seit dem Krieg in Gallien nach Möglichkeit mied; er weilte immer nur kurzzeitig in der Hauptstadt und reiste so schnell wie möglich wieder ab.

Die von Caesar abkommandierten Legaten und Unterführer hatten sich gegen die Pompeiussöhne nicht mit Ruhm bekleckert, sondern waren vielmehr kläglich gescheitert. Labienus, Cornelius und Sextus Pompeius war es noch einmal gelungen, starke Truppenverbände aufzustellen, und Caesars Legionen warteten auf die Ankunft ihres Feldherren. Der begann seinen letzten Kriegszug wieder einmal wenig glücklich. Anfang Januar belagerte er Corduba, konnte es jedoch nicht einnehmen. Also zog er weiter zu der strategisch unwichtigen Stadt Ategua, die nach einmonatiger Belagerung am 19.2.45 fiel. Zwar war dieser Erfolg militärisch wenig gewinnbringend, moralisch aber umso mehr, denn die unentschlossenen spanischen Anführer und Fürsten schlugen sich auf Caesars Seite. Dieser konnte die Pompeianer nun vor sich hertreiben, schlug sie in kleineren Scharmützeln und stellte sie schließlich am 17.3. bei Munda (Montilla nahe Granada). Die geschwächten pompeianischen Reihen hielten Caesars Legionen, die er angeblich persönlich anführte, nicht stand und brachen zusammen. 30.000 Pompeianer verloren ihr Leben, unter ihnen auch Labienus. Caesar selbst holte nun sein Versäumnis nach und eroberte Corduba, das von Cornelius Pompeius gehalten wurde. Alle bewaffneten Männer wurden niedergemacht (ca. 22.000), Cornelius Pompeius jedoch entkam. Seine Flucht fand aber schnell ihr Ende, denn Caesarianer fanden ihn in einem Erdloch, wo er sich versteckt hatte, und schlugen seinen Kopf ab. So teilte er das Schicksal des Vaters. Caesar zog weiter durch Spanien, belohnte diejenigen, die ihn unterstützt hatte und bestrafte die anderen, denen er hohe Ausgleichszahlungen auferlegte. Die letzten Pompeianer waren vernichtet worden, militärischen Widerstand gegen ihn gab es von nun an nicht mehr.


Christian Ilaender, Dezember/Januar 1996/97. Verbessert und korrigiert durch Peter Mühlan, Februar 2003.


Caesar


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