- Phillip, II., Vater Alexanders.
- Alexanders Weg zum makedonischen Thron und Hegemon Griechenlands.
- Alexanders Sieg ueber Dareios III. und Persien.
- Indienzug.
- Massenhochzeit von Susa, Voelkerverschmelzung und Tod in Babylon.
Alexanders Weg zur Groesse begann zweifellos bei seinem Vater, der ihm die Ausgangsbasis fuer seine Eroberungen herstellte.
Phillip II., Vater Alexanders, wurde 359 v. Chr. (alle folgenden Daten sind ebenfalls vor Christus, sofern sie nicht anders gekennzeichnet sind) von der makedonischen Heeresversammlung zum Koenig gewaehlt. Phillip war bestrebt, das uneinige Makedonien wieder zu einem Koenigreich zusammenzufuegen und bezwang vereinzelte Regionalfuersten. Seine Politik in den naechsten 20 Jahren war ein filigranes Netzwerk aus geschickter Diplomatie und dem Einsatz von Waffengewalt, welche er gezielt dazu einsetzte, um Makedonien zum führenden Staate Griechenlands zu machen. Ab wann Phillip die Hegemonialstellung ueber alle Griechenstaedte ernsthaft ins Auge fasste, koennen wir nur vermuten; jedenfalls war seine Ausgangsbasis, das zerrüttete Makedonien, welches vor nicht langer Zeit noch persisches Gebiet gewesen war, nicht dazu angetan ihn zu ermuntern. Auch Pella, die Hauptstadt Makedoniens, war ein kleines, unkultiviertes Nest und die Insekten aus den nahegelegenen Suempfen plagten die Einwohner. Zumindest aber war die Position des Hegemonialstaates frei, denn die traditionell führenden Griechenstädte Sparta, Athen und Theben, die sich in wechselnden und blutigen Kriegen bekaempft hatten, befanden sich im Niedergang. Makedonien aber galt allgemein als primitv („barbarische Hellenen“ oder „hellenisierte Barbaren“).
Phillip begann mit der Neuorganisation seiner heruntergekommenen Armee. Die Adelsreiterei, auch genannt Hetairen (=Gefaehrten), stellte er in Ilen auf, und wurde zur Elitetruppe seines Heeres. Die Fusskaempfer organisierte er in Phalanxen als starre, disziplinierte Angriffstrupps, ausgerüstet mit langen Speeren ( genannt Sarissen ). Staedte, die Phillip belagerte, wurden nicht mehr ausgehungert, sondern durch Belagerungsmaschinen zerstoert. In der einzigen offenen Feldschlacht gegen die großen Griechenstaedte, die Schlacht von Charoneia 338, wandte er die neuartige „schiefe Schlachtordnung“ an, welche auch Alexander zu seinen Siegen verhelfen sollte. Ueberhaupt profitierte er stark von den Reformen seines Vaters.
358 konnte Phillip das nahegelegene Paionien seinem Reich hinzufuegen.Dank der dortigen Goldgewinnung konnte er seine Kriegspolitik nun auch leichter finanzieren. Von 356 bis 346 fuehrte er einen wechselhaften „heiligen“ Krieg gegen die Phoker (diese hatten angeblich einen Sakrileg begangen). Phillip gewann den Krieg trotz anfaenglicher Rückschlaege, dank seiner Zaehigkeit (352 Sieg auf dem Krokusfeld, Gewinn Thessaliens) und seiner geschickten Diplomatie, die Athen und Sparta dazu brachte, den Phokern die Unterstuetzung zu versagen. Auch Demosthenes, Athens Rednergenie, konnte trotz seiner Opposition in der athenischen Volksversammlung (groesster Gegner der bekannte Aischines) Makedoniens Aufstieg nicht aufhalten.Auch seine Anti-Phillip Reden, die sogenannten „Phillipikas“ (wie noch heute Hetztiraden gegen Persoenlichkeiten heissen), verhallten meistens ungehoert. 343/42 eroberte Phillip Thrakien und gewann Epeiros als Verbuendeten. Mit seinem Vorstoss nach Byzanz gaben die Griechenstaedte endlich ihre abwartende Neutralitaet auf und zogen im Hellenenbund (340) gegen Phillip. Phillip siegte bei Charoneia (338) gegen die athenischen und thebanischen Truppen. Die siegreiche Reiterei wurde von Alexander und seinen Hetairen gefuehrt. Diese besiegten Griechenstaedte mussten der Bildung des Korinthischen Bundes zustimmen (337), der nur Sparta ausschloss. Die Buendnispartner erkannten den makedonischen Koenig als Hegemon und Bundesfeldherrn an, und beschlossen den Rachefeldzug gegen Persien (Suehne für die Verwuestung Attikas und Athens, 480). Phillip hatte sein Ziel erreicht, wurde aber kurz vor seinem Aufbruch zum persischen Kriegszug von Pausanias ermordet (336). Warum Pausanias, der Anfuehrer der persoenlichen Leibgarde des Koenigs, seinen Herrn bei der Heirat von dessen Tochter vor der versammelten Festgesellschaft erstach, ist im Dunkeln geblieben. Pausanias hatte angeblich selbst ein Motiv, denn Jahre zuvor war er ,der Legende nach, von dem makedonischen Fuersten Attalos vergewaltigt worden. Dessen Nichte Eurydike (spaeter Kleopatra) war Phillips letzte (von etlichen) Braeuten. Da Phillip den Fuersten Attalos fuer sehr wichtig hielt, verbot er seinem Gefolgsmann Pausanias die uebliche Blutrache zu nehmen, woraufhin sich dieser vielleicht an seinen Lehensmann persoenlich raechte. Aber die Ermordung Phillips koennte auch in einem groesseren Zusammenhang stehen. Es waere ebenso moeglich, dass Phillips Weib Olympias von Epeiros (der Mutter Alexanders) Pausanias zu dem Attentat anstiftete, denn sie hasste ihren Mann, der neben ihr noch mehrere Frauen im Zuge seiner Buendnispolitik ehelichte. Ausserdem wollte sie ihren Sohn Alexander sicher auf dem makedonischen Thron sehen, wofuer sie angeblich schon frueh Alexanders aelteren Halbbruder Arrhidaios vergiften liess, der daraufhin schwachsinnig wurde. Das sie eines Mordes faehig war, bewies sie schnell, nachdem sie nach dem Tode ihres Mannes wieder von einer kurzzeitigen Flucht aus Makedonien (ueberraschend schnell) wieder zurueckgekehrt war. Sie erschlug Kleopatra, die letzte Frau Phillips, und ihre neugeborene Tochter mit eigenen Haenden in den koeniglichen Gemaechern.
Auch die makedonische Oberschicht glaubte wohl Grund zur Ermordung des Koenigs zu haben. Phillip hatte Makedonien innerhalb von zwanzig Jahren zu einer explosionsartigen Expansion verholfen. Doch anstatt das gewonnene zu geniessen, war er drauf und dran sich in einen erneuten Krieg (gegen das persische Grossreich) zu werfen. Ausserdem gab es wohl makedonische Adelige, die mit der Thronfolge Alexanders nicht einverstanden waren, denn schon Phillip war nur Halbmakedone, womit Alexander nur noch „Viertelmakedone“ war.
Schliesslich hatte auch Alexander selbst ein Motiv fuer die Ermordung seines Vaters, denn in den letzten paar Jahren war es offenbar zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn gekommen. Phillip ehelichte, wie gesagt, die Adelige Makedonenfuerstin Kleopatra. War die zu erwartende Nachkommenschaft aus dieser Verbindung nicht eine ernstzunehmende Konkurrenz fuer den designierten Kronprinzen Alexander? Nahm Phillip Kleopatra vielleicht gerade deshalb zur Frau, um dem makedonischen Hochadel einen fuer sie annehmbaren Erben zu produzieren, womit er Alexander aber gleichzeitig ausbootete? Auf der Hochzeitsfeier Phillips mit Kleopatra kam es zum Eklat und der betrunkene Alexander beleidigte seinen Vater, woraufhin dieser seinen Sohn verbannte. Alexander und einige seiner Freunde flohen mitsamt der Mutter Olympias nach Epiros. Waehrend Alexanders Abwesenheit verhandelte Phillip mit dem kleinasiatischen Regionalfuersten Pixadorus, um seinen schwachsinnigen Sohn Arrhidaios mit dessen Tochter zu vermaehlen. Alexander bekam davon Wind, woraufhin er sich kurzerhand selbst dem Pixadorus als Schwiegersohn anbot, womit er die Plaene seines Vaters durchkreuzte. Alexander kehrte bald nach Pella zurueck und es kam zu einer frostigen Aussprache mit Phillip in Anwesenheit des Philotas, Sohn Parmenions und Hetaire Alexanders. Alexander blieb bei seinem Vater, allerdings wurden mehrere seiner Hetairen, die Alexander bei seinem Vorhaben unterstuetzt hatten, verbannt. Damit war jedoch Alexanders Thronfolge noch immer nicht gesichert, weshalb er Interesse daran gehabt haben wird, Phillip so frueh wie moeglich Tod zu sehen. Das auch er durchaus des Mordes faehig war, werden wir spaeter noch feststellen.
Alexanders Weg zum makedonischen Thron und zum Hegemon Griechenlands begann 356 , als er als Sohn Phillips und der Olympias, einer epeirotischen Prinzessin geboren wurde. Seine Kindheit mag nicht besonders gluecklich gewesen sein, da sich sein Vater auf staendigen Kriegszuegen gegen Hellenen, barbarisierte Hellenen und Barbaren befand und er sich somit in der Obhut seiner Mutter Olympias befand. Diese Frau war mit einem starken Willen und Herrschsucht beseelt und versuchte Alexander zu ihrem Geschoepf zu machen. Sie, als dionysische Bacchantin (Priesterin), beseelte Alexander vielleicht mit seiner Ueberzeugung der eigenen Goetttlichkeit.
343 wurde der dreizehnjaehrige Alexander von seinem Vater nach Mieza geschickt, wo er und seine Mitschueler, seine spaeteren Hetairen, von Aristoteles, dem Schueler Platons unterrichtet wurden. In was genau der grosse Phillosoph den makedonischen Prinzen unterrichtete, koennen wir nur erahnen, doch fest steht, daß Aristoteles den jungen Alexander entscheidend praegte und ihm die Augen fuer die griechische Kultur oeffnete. So war Alexander in der Folgezeit beispielsweise ein Verehrer Homers, konnte aus der Ilias auswendig rezitieren, und fuehrte ein Exemplar immer bei sich. Uerberhaupt erwies sich Alexander als grosser Verehrer griechischer Kultur und Phillosophie (Homer war nicht der einzige Kuenstler den er auswendig rezitieren konnte). Aristoteles brachte ihm alles wissenswerte seiner Zeit bei, sei es betreffend der Geographie, Medizin oder des Kriegswesens. Ob der Phillosoph in ihm die unendliche Sehnsucht nach den Grenzen der Welt pflanzte, oder ob er in ihm den Traum von der Verschmelzung der Voelker initiierte, wissen wir nicht, doch liegt die Vermutung sicherlich nahe. Der Einfluss des Aristoteles auf Alexander sollte zumindest nicht unterschaetzt werden.
340 macht Phillip Alexander erstmals zum Stadthalter. Aus der Tatsache, dass wir so wenig über seine Amtszeit erfahren, mag man ermessen, wie gut und erfolgreich Alexander seine Aufgabe bewaeltigte.
338 fuehrte der Prinz Makedoniens seine Reiterei in der Schlacht von Charoneia erfolgreich gegen die griechischen Truppen und schenkte seinem Vater somit einen glanzvollen Sieg.
Alexander begann seine Regierung mit rigorosen Massnahmen. Er schickte Assassinen aus, die Verwandte und starke Fuersten, die eventuell Thronansprueche haetten erheben koennen, ermordeten. So zum Beispiel den Amyntas, ein Neffe Phillips, fuer den dieser einst die Regentschaft uebernommen hatte, da Amyntas zu diesem Zeitpunkt noch unmuendig gewesen war. Auch General Attalos fiel Alexanders Mordkommandos zum Opfer, da er der Vater Kleopatras war, der jungen und letzten Gattin Phillips, die die Olympias samt der neugeborenen Tochter persoenlich ermorden wuerde, wenn Alexander auf seinem Persienfeldzug sein wuerde. Die Schnelligkeit, mit der Alexnader mit der Ausmerzung etwaiiger Konkurenten um den Thron begann, mag uebrigens dafuer sprechen, dass er ueber den Mordversuch des Pausanias an seinen Vater zumindestens informiert war.
Auch wenn uns die Handlungen Alexanders kurz nach seiner Thronbesteigung barbarisch erscheinen, duerfen wir nicht den Fehler begehen, unsere Maßstaebe auf eine Zeit anzuwenden, die ueber 2000 Jahre zurueckliegt. Dies waere grundsaetzlich falsch, denn man muss festhalten, dass Alexander aus reinem Selbsterhaltungstrieb so handeln musste. Die Sitten waren damals rauh und sicherlich haetten Amyntas oder Attalos jede Gelegenheit genutzt, den jungen Koenig zu ermorden, um selbst an die Macht zu gelangen. Nur Alexanders geistesschwacher Bruder Arrhidaios blieb am Leben und sollte spaeter Koenig werden.
Von der harten Hand Phillips befreit, glaubten Griechen und Barbarenstaemme das makedonische Joch abwerfen zu koennen. Mit einer Schnelligkeit, die keiner seiner Gegner erwartet haette, zog der junge Koenig gegen die aufstaendigen Barbaren. Er organisierte seine Truppen hervorragend und unternahm jede Anstrengung, um die rebellierenden Gebiete zu befrieden. Er unterwarf Illyrer, Triballer, Geten (wobei er sogar die Donau ueberquerte, um den Gegner in die bulgarische Steppe zurueckzutreiben), Kelten und Thraker in einem Blitzfeldzug. 335 zog er gegen das revoltierende Theben, eroberte es und liess es als Exempel fuer die uebrigen Griechenstaedte schleifen; die Bewohner wurden als Sklaven verkauft. Nachdem er derart fuer Ruhe gesorgt hatte, stand seinem Persienzug nichts mehr im Wege.
Alexanders Sieg ueber Dareios III. und Persien wurde eingeleitet durch Alexanders Ueberschreitung des Hellespont mit ca. 35000 Mann, die meisten davon Makedonen, weniger Griechen (334). Im Mai stellten ihn die persischen Satrapen (=Gouvaneure) Kleinasiens, mit einem eilends aufgestellten Heer an dem Fluesschen Granikos. Alexander fuehrte seine Reiterei gegen die schlecht aufgestellten Perser persoenlich zu einem schnellen Sieg und liess die griechische Soeldner im persischen Heer zur Abschreckung massakrieren. Miltaerisch gesehen war Alexanders vorgehen am Granikos kuehn und unueberlegt; nur die Dummheit der Perser,die sich mehr auf ihre Adelsreiterei als auf die disziplinierten griechischen Soeldner verliessen, brachte dem ungestuemen Alexander den Sieg. Aber die Gegenwehr der kleinasiatischen Satrapien (=persische Provinzen) war gebrochen, die jonischen Staedte griechischen Ursprungs wie Milet, Mytilene, Halikarnassos fielen ihm ebenso zu, wie Karien und Kilikien. In Phrygiens Hauptstadt Gordion loeste er den beruehmten Knoten, entweder mit dem Schwert, oder indem er einfach den mit dem Knoten verbundenen Karren losloeste. Demjenigen, der den Knoten loeste, wurde die Eroberung Persiens prophezeit, und Alexander machte sich daran, das Prophezeite zu erfuellen. Zunaechst jedoch musste er Rueckschlaege, ausgeloest durch die vielleicht etwas verfruehte Aufloesung der griechisch – jonischen Flotte, die sein Landheer unterstuetzte, hinnehmen. Die persische Flotte unter dem griechischen Soeldnerfuehrer Memnon hatte nun alle Freiheiten zu operieren und eroberte Chios und Mytilene. Nach der Ermordung Memnons (durch Alexander ?) zerfiel allerdings die Flotte. Aus Alexanders Sicht war die Aufloesung der Flotte ein durchaus logischer Schritt, musste er doch fuer den Unterhalt und Sold der unzuverlaessigen Griechenschiffe aufkommen. Dennoch schnitt er sich selbst damit den Rückzugsweg ab und spielte von da an Alles oder Nichts.
Nachdem er in Tarsos eingezogen war und ein Bad in einem eiskalten Fluss nahm, erkrankte er fuer acht Wochen schwer, genas aber wieder frueh genug, um Dareios entgegenziehen zu koennen. Dieser etwas schwerfaellige Grosskoenig Persiens hatte sich endlich bemuessigt, ein Heer zusammenzuziehen und Alexander zu stellen. Ueber die Groesse seines Heeres koennen wir nur spekulieren: der Grieche Kallisthenes, ein Neffe Aristoteles und Alexanders Geschichtsschreiber, uebertrieb die Anzahl der Perser sicherlich um ein erkleckliches. Auch Gustav Droysen (der Alexanderbiograph, vergleichbar mit Mommsen) nennt Zahlen, die sich nach neuester Forschung nicht bestaetigen lassen. Alexanders Heer zaehlte etwa 40000 Mann, das persische Heer bei Issos war zwar bestimmt groesser, duerfte aber kaum mehr als 50000 – 60000 Mann gross gewesen sein. Wenn man die Groesse des persischen Reiches bedenkt, haette sich eigentlich ein Heer in der Groessenordnung von 300000 Mann aufstellen lassen muessen, aber das persische Reich war nicht dazu faehig, die gewaltigen Reserven Persiens zu aktivieren. Dazu kam, daß Großkoenig Dareios laengst kein solches Organisationstalent wie Alexander war. Ausserdem hielt Dareios Alexander zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht fuer eine ernsthafte Bedrohung. Im November 333 kam es zur Schlacht bei Issos. Waehrend die Fusstruppen Alexanders, unter der Leitung Parmenions, einer Niederlage naeher als dem Sieg waren, fuehrte Alexander seine Hetairenreiterei gegen Dareios Kavalerie und griff Dareios persoenlich an. Dieser war Alexander, in der Mitte seiner Freunde wie Ptolomaios, dem Lagiden, der nach Alexanders Tod sein Reich in Aegypten gruenden sollte, oder Hephaistion, bester Freund Alexanders, mit dem ihn vielleicht ein homosexuelles Verhaeltnis verband, nicht gewachsen, und floh. Der Fuehrung beraubt brach die persische Armee zusammen und folgte dem Koenig in ungeordnetem Rueckzug. Dareios zog sich in das persische Herzland zurueck und begann ein Grossheer aufzustellen. Er liess seinen Hofstaat nebst Frau, Mutter und Kindern zurueck, welcher Alexander in die Haende fiel. Dieser behandelte die Gefangenen pfleglich, heiratete die Perserin Barsine und nannte Dareios Muttter ebenso Mutter.
Alexander nahm 332 nach siebenmonatiger Belagerung die Phoenizierstadt Tyros, die sich ihm nicht hatte ergeben wollen. Dareios ersuchte Alexander um Frieden und bot ihm dafuer ganz Kleinasien, Aegypten und Syrien an. Er selbst wollte nur das persische Kernland behalten. Was war von diesem Friedensangebot zu halten? Haette Alexander es angenommen, so haette ihm das sicherlich die Moeglichkeit gegeben, seine bisherigen Eroberungen zu stabilisieren und somit den Makedonen auf lange Sicht zu sichern. Andererseits haette auch Dareios eine Verschnaufpause gehabt und eine noch gewaltigere Armee zusammenziehen koennen. Alexander liess sich auf nichts ein, auch, weil Dareios ihm als Feigling zuwieder war, seitdem dieser seine Familie dem Feind auf Gedeih und Verderb ueberlassen hatte. Er gab ihm eine vor Verachtung triefende Antwort und unterwarf 331 Syrien und Aegypten. Sein Zug zur Oase des Siwa bietet Anlass zu verschiedenen Spekulationen. Im Heiligtum des Zeus-Ammon liess sich Alexander als Gottessohn ausrufen. Ob er nun wirklich von seiner Goettlichkeit ueberzeugt war, oder ob er begann groessenwahnsinnig zu werden, ist nicht mehr zu klaeren. Generell ist es aber naheliegender, daß er diesen symbolischen Akt vollfuehrte, um die Loyalitaet seiner Makedonen, vor allem aber der Griechen zu festigen. Wir duerfen nicht vergessen, daß in dem einfachen Volk der Glaube an Goetter, Orakel und Priester tief verwurzelt war. So wie das Volk im Mittelalter die Bibel woertlich auffasste, so glaubten die Griechen fest an einen realen Hintergrund zum Beispiel der Ilias. Sie waren davon ueberzeugt, dass Agamemmnon und Achilleus wirklich um das Troja des Priamos kaempften, dass Achilleus den Hektor toetete, nachdem dieser den Patroklos besiegt hatte. All diese uns mythisch anmutenden Geschichten waren die Basis der religioesen Ueberzeugung der Hellenen. Wenn sich Alexander also vergoettlichte, konnte er in seiner Position gegenueber den Unglaeubigen nichts verlieren und die Glaeubigen noch fester an sich binden. Das Jahr 331 zeitigte noch ein weiteres enorm wichtiges Ereignis, welchem aber die Historie meist ebensowenig Bedeutung zumasst wie Alexander selbst. Der von ihm als Regent in Makedonien zurueckgelassene Antipatros besiegte die endlich Rebellierenden Spartaner bei Megalopolis. Alexander sprach von einem „Maeusekrieg“, wobei er scheinbar ganz vergass, dass ihm Antipatros seine makedonische Heimat und seine Hegemonialstellung ueber Griechenland bewahrt hatte. Auch der immer dringend benoetigte Nachschub an Soldaten und Material aus Makedonien konnte weiterfliessen. Bei einer Niederlage Antipatros haette Alexander seinen grossen Sieg von Gaugamela sicherlich nicht feiern koennen, sondern haette nach Griechenland zurueckkehren muessen, um die Griechenstaedte, die sich einem siegreichen Sparta sicherlich komplett angeschlossen haetten, erneut zu unterwerfen.
So aber zog er nach Persien, ueberschritt den Tigris und traf im Oktober 331 auf das persische Grossheer bei Gaugamela. Obwohl Alexanders Heer wohl groesser war, als Kallisthenes beschrieb, und etwa 50000 Mann unter seinem Kommando gewesen sein muessen, und obwohl das persische Heer wohl kaum eine halbe Million Mann (Kallisthenes/Droysen) gezaehlt haben duerfte, sondern eher 100000 – 150000, ist es Militaerhistorikern heute noch ein Raetsel, wie Alexander diese Schlacht gewinnen konnte. Diesmal hatte Dareios die Kampfarene fuer den Showdown fuersorglich ausgesucht und die Ebene von Gaugamela gewaehlt, in der sich seine Streitwagen und seine Kavalerie, die alleine ebenso zahlreich wie Alexanders Heer gewesen sein soll, am besten entfalten konnte. Die „schiefe Schlachtordnung“ scheint ein Schluessel zu Alexanders Erfolg gewesen zu sein, bei der sich die einzelnen Fluegel mit ihren undurchbrechlichen Phalanxen diagonal verschoben, um die gegenerischen Verbaende zu zersplittern. Erneut griffen Alexander und seine Hetairen Dareios an. Dieser hielt wiederum nicht stand und floh vor dem durchsetzungsfaehigeren und willnesstaerkeren Alexander in die Tiefen des Irans.
Mit dem Ende des Rachefeldzuges gegen Persien konnte Alexanders seinen Indienzug, den sogenannten Alexanderzug, beginnen. Er entliess die griechischen Truppen und schickte die Invaliden makedonischen Soldaten zurueck. Den gefundenen Goldschatz muenzte Alexander aus und fuehrte damit eine gewaltige Inflation in Hellas (Griechenland) herbei.
Ende 330 machten die Makedonen Halt in Phrada, der Hauptstadt der Drangiane. Philotas, der Sohn Parmenions, Freund und Hetaire des Koenigs, verschwieg diesem einen angeblichen Mordanschlag und wurde hingerichtet. Alexander schickte einen weiteren Hetairen, Polydamas, nach Ekbatana, wo Parmenion, „der Vater des Heeres“, zurueckgeblieben war. Die mit Polydamas geschickten Unterfeldherren Kleander, Sitalkes und Menidas ermordeten Parmenion, waehrend er einen gefaelschten Brief seines Sohnes las. 329 zog er in den Ost-Iran, wo Dareios vergeblich versucht hatte, erneut eine Armee zusammenzustellen und von dem Regionalfuersten Bessos ermordet wurde. Am Oxus stellte Alexander Bessos und liess ihn hinrichten. Im Jahre 328 fuehrte Alexander eine Heeresreform durch und nahm nun fortan auch Perser als Gleichberechtigte in die Armee auf. Nach verlustreichen Kaempfen gegen die Skythen in der Sogdiane, stiessen die Makedonen bis nach Baktrien vor. Waehrend eines Saufgelages toetete Alexander in Samarkand im Zorn seinen Freund und Hetairen Kleitos, der ihm an frueherer Stelle das Leben gerettet hatte (Granikos, 334). 327 unterwarf er die oestliche Sogdiane und heiratete die baktrische Prinzessin Roxane. Sein Versuch, das persische Hofzeremoniell mit Fussfall (Proskynese) einzufuehren, scheiterte am Widerstand der Makedonen und Griechen. Im Sommer liess er Kallisthenes ermorden oder hinrichten, da dieser schon laenger durch seine wenig Vorteilhafte Berichterstattung auffiel und er angeblich auch an der „Pagenverschwoerung“ beteiligt war.
In Indien (326) besiegte Alexander die Bergstaemme des Swat-Hochlandes und stiess bis ueber den Indus vor. Am Hydaspes kam es zur Schlacht mit dem indischen Fuersten Poros, den er mit grosser Anstrengung besiegen konnte. Das erschoepfte Heer forderte ein Ende des Vormarsches und Alexander kehrte gezwungenermassen zum Indus zurueck. Im Kampf gegen die Maller wurde er so schwer verwundet, dass die von ihm in der Sogdiane und Baktrien zwangsangesiedelten Griechen von seinem Tod hoerten und zurueck in die Heimat zogen. 325 erreichten die Makedonen Pattala. Von hier aus teilte sich die Armee in drei Teile: Nearchos sollte eine Flotte durch den persischen Golf bis an die Muendungen von Euphrat und Tigris bringen, Krateros fuehrte einen Teil des Heeres durch Arachosien und die Drangiane. Alexander aber brach mit dem Gros seines Heeres durch die gedrosische Wueste in Richtung persisches Kernland auf. Die Armee, die schon unter den moerderischen Verhaeltnissen des indischen Dschungels gelitten hatte, musste bei dem schlecht organisierten Wuestenmarsch schreckliche Verluste hinnehmen. Vor allem der gewaltige Tross, der Alexanders Armee begleitete, und in dem sich Haendler, Schauspieler, Prostituierte und deren Kinder befanden, wurde schwerstens in Mitleidenschaft gezogen.
324 kehrte Alexander schliesslich nach Persien zurueck und es fand die Massenhochzeit zu Susa statt. Sein Plan war die Verschmelzung von Persern und Makedonen zu einer neuen Herrenschicht. Ueberhaupt wurden persische Sitten und Gebraeuche nicht unterdrueckt, sondern ganz im Gegenteil: sie wurden sogar uebernommen. 89 seiner Gefolgsleute und etwa 10000 Soldaten heirateten persische Frauen. Alexander selbst vermaehlte sich mit Stateira, einer Tochter des Dareios. Durch die zunehmende Gleichberechtigung der Perser kam es in Opis zu einer erneuten Meuterei (wie in Indien), die Alexander wieder dadurch beilegte, indem er die Soldaten persoenlich beruihgte. Ende des Jahres schickte er 10000 Veteranen unter Krateros, der Antipatros abloesen sollte, zurueck nach Makedonien.
Alexander Traum von der Voelkerverschmelzung sollte niemals Wirklichkeit werden, denn 323 ereilte ihn der Tod in Babylon. Vorher musste er noch den Tod des Hephaistion hinnehmen, seines besten Freundes und geliebten Hetairen, mit dem er vielleicht sogar das Lager geteilt hatte. Dieser war dem immer ausufernderen Lebenswandel von Alexanders Hofstaat nicht mehr gewachsen, außerdem hatte ihn der indische Dschungel und die gedrosische Wueste verschlissen. Hephaistion wurde mit einer gewaltigen Todesfeier geehrt. Nach seiner Beisetzung versank Alexander in tagelange Trauer. Als er schliesslich wieder ansprechbar war, stuerzte er sich sogleich in neue Eroberungsplaene. Kurz vor Sommeranfang befahl er die Mobilmachung der Armee, mit der er plante die weitgehend unerforschte arabische Halbinsel zu unterwerfen und dann durch Libyien (unser heutiges Afrika) zu ziehen und Karthargo anzugreifen.
Nach verschiedenen Saufgelagen erkrankt Alexander im Mai und stirbt zwei Wochen spaeter, am 13. 6. 323, dreiundreissigjaehrig, in Babylon.
Zu Alexanders Nachfolgern waehlte die makedonische Heeresversammlung sowohl seinen geistesschwachen Bruder Arrhidaios, als auch seinen einjaehrigen Sohn von der baktrischen Prinzessin Roxane. Reichsverweser wurde Perdikkas. Alexanders Generaele und Hetairen erhielten Provinzen und traten gegeneinander in den sogenannten „Diadochenkriegen“ an. Alexanders Reich zerfiel, und einige der Diadochen konnten Monarchien in Teilgebieten errichten, so zum Beispiel Antipatros in Makedonien, Antigonos in Kleinasien und Ptolomaios in Aegypten (die Herrschaft der Ptolomaier reicht bis 30 v. Chr.). 320 wurden die Makedonen aus Indien vertrieben. 319 starb die Olympias in den Thronwirren, nachdem sie einige Verwandte eigenhaendig ermordet hatte. Arrhidaios, Roxane und Alexanders mittlerweile zehnjaehriger Sohn, fielen Kassandros, Sohn des Antipatros und Herrscher in Makedonien, zum Opfer.
Alexanders Reich war allein auf ihn zugeschnitten gewesen und keiner seiner Hetairen, Generaele oder Verwandten hatte sein Format oder seine Faehigkeiten, die dazu notwendig gewesen waeren, dass gewaltige Reich zusammenzuhalten.